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12. Juni 2023

Die Maginot-Linie Schoenenburg – Zeugnis einer düsteren Vergangenheit

Während unserer Rückreise durch das Elsass machten wir an einem kleinen französischen Hügel eine kurze Rastpause. Ein paar rostige Stahlkuppeln ragen hier mit Panorama auf das wunderschöne französische Grenzland hinaus. Von außen betrachtet mögen die paar Brocken Beton und Metall unscheinbar wirken, doch genau das war beabsichtigt. Das wenig Beton und Stahl an der Oberfläche ist Teil einer der größten Verteidigungsanlagen Europas. Die Maginot-Linie, dieses beeindruckende Bollwerk, das zwischen 1932 und 1935 errichtet wurde, war ein Symbol der französischen Verteidigung gegen die Deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs. Die Besichtigung der Anlage ließ uns tief in die Geschichte eintauchen und eröffnete uns einen Blick auf die düstere Vergangenheit Europas.

Die Maginot Linie wurde tief in den Berg eingegraben, rund 30 Meter unter der Erde. Diese strategische Entscheidung basierte auf der Erkenntnis, dass Bomben damals nur bis zu einer Tiefe von 20 Metern Wirkung zeigten. Somit war die Festung gegenüber Luftangriffen relativ sicher. Ein schöner Nebeneffekt waren die kühlen 12 Grad in der Bunkeranlage. Eine willkommene Abwechslung zu den Hitzewellen der Oberfläche. Als Besuchergruppe begaben wir uns auf eine lange Wanderung durch die unterirdischen Gänge und erhielten einen Einblick in das Leben in dieser beeindruckenden Festung. Die technischen Leistungen, die für den Bau der Maginot-Linie Schoenenburg aufgebracht wurden, waren beeindruckend. Die Generatoren wurden mit 63.000 Litern Dieseltreibstoff betrieben, um Strom für die Anlagen zu erzeugen, und etwa 200.000 Liter Wasser wurden alleine für die Kühlung und Beheizung benötigt. Ein Brunnen mit einer Tiefe von fast 100 Metern versorgte die Festung mit Trinkwasser. Luftfilteranlagen schützen vor potenziellen Giftgasangriffen.

Die Festung bot Platz für rund 600 Soldaten, die dort autark für 3 Monate leben konnten, bevor Nachschub benötigt wurde. Sogar einen Weinkeller bauten die Franzosen in ihren Bunkern mit ein. Die Besichtigung dauerte am Ende fast 3 Stunden, manchmal wirkte es so, als wollten die insgesamt 3 Kilometer langen Flure der Anlage niemals enden. Der Museumsführer verdeutlichte uns gut die enormen Anstrengungen, die in den Bau dieser Festung investiert wurden und, wie sehr die Menschen damals bereit waren, ihr Land zu verteidigen.

Trotz dieser technischen Errungenschaften ist die Maginot-Linie häufig Ziel von Scherzen. Dabei hielt alleine der Abschnitt, den wir besuchten, über 300 Bomben der Deutschen aus. Obwohl die Linie unterbesetzt die Deutschen abwehrte und wie beabsichtigt die Wehrmacht dazu zwang vom Norden anzugreifen, verlor Frankreich im Jahre 1940 vorerst den Krieg. Ob dies trotz oder wegen der Maginot Linie geschah, ist seit dem ein ewiger Streitpunkt. Am Ende unserer Tour konnten einige Geduldige mit dem Präsidenten der Maginots-Verein sprechen. Marc Halter engagierter Historiker und Deutsch-Franzose setzt sich seit Jahren für den Erhalt der Erinnerungen an den mutigen Soldaten der Linie ein. Sein Großvater war einer der Soldaten die 1940 die Linie halten mussten. Zum Abschluss gab Er einigen ein Autogramm für sein Band Dessinée über die Verteidigungslinie.

Während des Besuchs wurde einem klar, dass es wichtig ist, diese historischen Stätten zu besichtigen und aus der Vergangenheit zu lernen. Die Maginot-Linie Schoenenburg erinnert uns daran, dass die Auseinandersetzung zwischen Nationen niemals wieder auf diese Weise stattfinden sollte. Die Europäische Union und die deutsch-französische Freundschaft, die heute unser friedliches Zusammenleben prägen, sind ein Ergebnis aus den Lehren, die wir aus der Vergangenheit gezogen haben. Nur wenige Orte haben die Kraft es einen so deutlich machen.

In den Worten von Marc Halter: “ Ein Monument welches gebaut wurde um Deutschland und Frankreich zu trennen ist nun eine Brücke zwischen den Völkern“

Bilder im Beitrag geschossen von: Robin Wolff


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