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Generationengerechtigkeit stärken: Warum der Arbeitsmarkt der Schlüssel zur Rente ist
Die deutsche Rentenpolitik steht vor großen Herausforderungen, die nicht nur die Stabilität der Rentenkassen, sondern auch die Generationengerechtigkeit betreffen. Ein zentrales Problem dabei ist der Arbeitsmarkt. Statt allein auf Beitragserhöhungen zu setzen oder durch Staatsanleihen Renditen zu sichern, sollte das Potenzial im Arbeitsmarkt stärker genutzt werden, um die Rentenkasse langfristig zu stabilisieren. Dabei stehen insbesondere die Erwerbstätigkeit von Frauen und Migranten im Fokus.
In Deutschland arbeiten immer noch viele Frauen in Teilzeit oder in schlecht bezahlten Minijobs, obwohl viele bereit wären, mehr Stunden zu arbeiten oder in besser bezahlte Jobs zu wechseln. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) arbeiten rund 50 Prozent der Frauen in Teilzeit, oft nicht freiwillig, sondern weil Betreuungsangebote für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige fehlen. Hier setzt die Rentenpolitik viel zu wenig an: Eine Reform des Ehegattensplittings und eine Ausweitung der Kinderbetreuungsmöglichkeiten könnten sofort dazu führen, dass mehr Frauen in Vollzeit arbeiten, höhere Löhne erzielen und dadurch auch höhere Rentenbeiträge leisten. Damit würden nicht nur kurzfristig die Rentenkassen gestärkt, sondern auch das Risiko von Altersarmut unter Frauen deutlich verringert.
Ein weiteres riesiges Potenzial liegt in der besseren Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. In Deutschland leben etwa 3,5 Millionen Schutzsuchende, von denen viele langfristig im Land bleiben werden. Doch ihre Integration in den Arbeitsmarkt verläuft oft schleppend. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, dass viele Migranten, insbesondere Geflüchtete, entweder in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten oder gar keine Arbeit finden, obwohl viele von ihnen Qualifikationen aus ihren Heimatländern mitbringen. Hier braucht es gezielte Programme zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse und zur beruflichen Qualifizierung. Eine bessere Arbeitsmarktintegration dieser Gruppe würde nicht nur den Fachkräftemangel lindern, sondern auch die Beitragsbasis für die Rentenkasse erheblich erweitern.
Flexibilisierung und Weiterbildung
Neben der gezielten Förderung von Frauen und Migranten im Arbeitsmarkt muss auch das Thema Weiterbildung in den Vordergrund rücken. In Zeiten der Digitalisierung und des demografischen Wandels können Arbeitnehmer nicht mehr davon ausgehen, dass sie mit einem einmal erworbenen Abschluss bis zur Rente durchkommen. Die Qualifizierung der 2,8 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss haben, sollte höchste Priorität haben. Eine gezielte Investition in Bildung und Weiterbildung könnte dazu führen, dass mehr Menschen besser bezahlte Jobs erhalten und dadurch mehr Rentenbeiträge leisten können.
Die Herausforderungen des Arbeitsmarkts lassen sich nicht allein durch Rentenreformen lösen. Was gebraucht wird, ist eine umfassende Arbeitsmarktpolitik, die Hürden abbaut und mehr Menschen in gut bezahlte Jobs bringt. Dies würde nicht nur die Rentenkassen entlasten, sondern auch die soziale Gerechtigkeit stärken.
Schlussfolgerung: Chancen im Arbeitsmarkt nutzen
Die Rentendebatte muss sich stärker auf den Arbeitsmarkt konzentrieren. Statt nur die Beitragssätze zu erhöhen oder Schulden für das Generationenkapital aufzunehmen, sollten Frauen, Migranten und Geringqualifizierte besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. Diese Maßnahmen bieten eine langfristige, nachhaltige Lösung für die Stabilität des Rentensystems und verbessern gleichzeitig die Lebensbedingungen vieler Menschen in Deutschland. Nur durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik und den Abbau von Hürden kann das Rentensystem fit für die Zukunft gemacht werden.
(2) https://amp.dw.com/de/teilzeitarbeit-als-endstation-f%C3%BCr-die-karriere/a-66551120
(3) https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/04/PD24_N017_13.html