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13. Oktober 2025

Kein Pflichtjahr für Freiheit: Junge Menschen brauchen Vertrauen, keine Zwangsdienste

Ein Kommentar der Jusos Hürth

Die alte Idee ist wieder da und diesmal mit großem Echo von oben: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier brachte sie ins Spiel, Bundeskanzler Friedrich Merz heizte die Debatte jetzt bei Caren Miosga weiter an, und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nennt sie einen „Akt der Solidarität“. Gemeint ist das sogenannte Gesellschaftsjahr: ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen nach der Schule.

Doch was als Solidaritätsprojekt verkauft wird, ist in Wahrheit ein politisches Armutszeugnis. Statt gesellschaftliche Missstände zu beheben, sollen junge Menschen die Lücken füllen, die durch jahrelange Sparpolitik und den Abbau öffentlicher Strukturen entstanden sind.

Lennart Hensen, Vorsitzender der Jusos Hürth, findet dazu klare Worte:

„Wer glaubt, man könne die Probleme in Pflege, Kitas und sozialen Einrichtungen lösen, indem man junge Menschen zu billigen Ersatzkräften macht, verkennt das eigentliche Problem. Statt über ein Pflichtjahr zu reden, sollten wir endlich die Arbeitsbedingungen verbessern. Mit fairen Löhnen, besserer Personalausstattung und echter Wertschätzung.“

Während Merz und Linnemann mit moralischen Appellen jonglieren, ist die Realität eine andere: Schon heute engagieren sich laut Studien rund zwei Drittel der jungen Menschen freiwillig: In Vereinen, Organisationen, Initiativen, Gewerkschaften und in der Kommunalpolitik. Wie gut kennen Merz und Linnemann unsere Generation wirklich? Die Jugend braucht also keinen Zwang, sie braucht Vertrauen.

Auch innerhalb der SPD gibt es Stimmen, die ein sogenanntes Demokratie-Jahr vorschlagen, so zeigte sich auch Boris Pistorius offen. Junge Menschen sollen ein Jahr lang verpflichtend in sozialen oder staatlichen Bereichen tätig sein und dabei Demokratie lernen.

Für uns Jusos ist klar: Das ist der falsche Weg. Klara Ballerstädt, stellvertretende Vorsitzende der Jusos Hürth, betont:

„Die Idee eines Pflichtjahres verrät ein falsches Menschenbild. Der liberale Grundgedanke unserer Gesellschaft ist, dass Menschen selbst entscheiden, was sie mit ihrer Zeit anfangen. Freiwilliges Engagement lebt von Überzeugung, nicht von Zwang.“

Statt jungen Menschen vorzuschreiben, was sie tun sollen, muss Politik die Voraussetzungen schaffen, damit sie es freiwillig können. Das heißt: Freiwilligendienste endlich ordentlich bezahlen, Chancengleichheit schaffen und soziale Herkunft nicht zum Hindernis machen.

Lennart Hensen ergänzt:

„Wir müssen endlich aufhören, die junge Generation schlechtzureden: Als faul, unpolitisch oder egoistisch. Die Realität ist das genaue Gegenteil: Noch nie war Jugend so engagiert, so wach und so solidarisch wie heute.“

Die Jusos haben es bereits klar und deutlich gesagt: Der Vertrauensverlust in unsere Demokratie liegt nicht an mangelnder Einsatzbereitschaft junger Menschen, sondern daran, dass ihre Leistungen in der politischen Debatte kaum anerkannt werden.

Wer Zwangsdienste fordert, statt in Jugend, Bildung und Soziales zu investieren, löst keine Probleme – er verschärft sie.

Was wir wirklich brauchen, ist eine mutige Politik, die Investitionen in Menschen über Symbolpolitik stellt. Dazu gehört auch, endlich die Schuldenbremse zu beenden, damit genug Geld für Pflege, Bildung, Klimaschutz und soziale Infrastruktur da ist.

Denn Solidarität lässt sich nicht verordnen, sie entsteht, wenn man Menschen vertraut, sie ernst nimmt und ihnen die Freiheit gibt, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Oder, wie wir Jusos Hürth sagen:

„Nicht Zwang schafft Zusammenhalt, sondern Gerechtigkeit.“


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