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24. Januar 2024

Vergissmeinnicht: Bürgerkrieg in Syrien

Wenn man sich aktuell auf rechtsextremen Portalen herumtreibt, wird man schnell auf solche Parolen stoßen: „Wann werden die ganzen Syrer eigentlich zurückgeführt?“, „Haben die Syrer nicht lange genug geschnorrt?“ Oder auch „Die sollen endlich ihr Land wieder aufbauen, der Krieg ist vorbei.“ Das diese Sätze allerfeinster Populismus sind und von Uninformiertheit und Dummheit zeugen muss ich wohl nicht klarstellen. Doch nicht wenige fragen sich tatsächlich was gerade in Syrien passiert und in welchem Stadium sich der Bürgerkrieg befindet.

Das Vergessen der Krisen

Die meisten Menschen in Deutschland scheinen generell ein Problem mit der Erinnerung an aktuelle Krisenherde auf der ganzen Welt zu haben. Das liegt nicht zuletzt an den Medien. Das soll gar keine Kritik sein, den wir können nun mal nicht alle Konflikte in den 196 Ländern der Erde gleichermaßen wahrnehmen und verarbeiten. Der Fokus auf einige wenige hilft uns zumindest diese zu verstehen und richtig einzuordnen. Doch wenn unsere fehlenden Informationen in Missverständnissen und Vorurteilen münden und am Ende nicht selten in lupenreinem Rassismus, dann ist das tatsächlich ein großes Problem. Und Syrien lag auch im Jahr 2023 auf Platz 1 der Länder aus dem die meisten Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Daher scheint diese Krise doch relevant für uns alle zu sein, wenn immerhin 104.561 Asylanträge gestellt werden und die Schutzquote mit 88,2 % die höchste von allen Staaten ist. (1) Lasst uns in diesem Beitrag hinter die aktuelle Situation in Syrien blicken und den Bürgerkrieg genauer verstehen

Hungerkrise

Das letzte Mal das Syrien medial wirklich präsent war, war wohl die Erdbebenkatastrophe die in Syrien und der Türkei stattfand. Das große Leid hat sich dort nach der Katastrophe gezeigt und auch die humanitär Hochkomplexe Lage. Die Malteser berichten, dass Syrien im Jahr 2022 die schlimmste Hungerkrise seit Kriegsausbruch im Jahr 2011 heimsuchte. Verantwortlich hierfür ist auch der Klimawandel. Dürren und Ernteausfälle suchen das Land heim und die Ernährungssicherheit ist kritisch, 13 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Insbesondere für Kinder ist die Situation extrem angespannt. Von den Schulen im Land sind fast die Hälfte beschädigt, zerstört oder sind eine Notunterkunft über zwei Millionen Kinder können gar nicht zur Schule gehen. Von den Kindern unter fünf Jahren sind ca. 670.000 unterernährt.
Wichtig für die Menschen im Norden ist vor allem die UN und die Lieferung von Trinkwasser, Lebensmitteln und Medizin über die syrisch-türkische Grenze. Die Resolution zur Erhaltung der Ernährungssicherheit ist gefährdet und die Versorgung an dieser letzten Verbindungsstelle ist elementar, ansonsten droht eine humanitäre Katastrophe, dieser Teil des Landes ist von den Lieferungen aus dem Ausland abhängig. (2)

Krieg in Syrien

Mittlerweile konnte der syrische Präsident Bashar al-Asad die Aufstände im Land, die vor fast dreizehn Jahren in dem Bürgerkrieg mündeten, in vielen Teilen des Landes niederschlagen. Im Norden des Landes entziehen sich jedoch einige Regionen der Kontrolle und Anschläge und Morde sind an der Tagesordnung. Die Region Idlib ist Wohnort für über drei Millionen Menschen und Rebellenbastion. Ungefähr die Hälfte der dort Lebenden sind bereits Vertriebene und die dortige Waffenruhe ist brüchig. Auch die Lage im kurdischen Nordosten und die Regionen, in denen die Terrormiliz Islamischer Staat operiert sind, Orte der Gewalt. Dazu kommt der Schattenkrieg zwischen Iran und Israel, die um Ressourcen und politische Einflussnahme kämpfen, in den vergangen jähren führten beide Parteien hunderte Angriffe durch, ein Ende ist wohl nicht in Sicht.

Konfliktlösung

Die Vereinten Nationen sind seit Jahren um Frieden in Syrien bemüht und sprechen mit der Türkei, Russland und dem Iran als große Konfliktparteien, ein Ausschuss soll eine neue Verfassung ausarbeiten, doch der syrische Präsident wird wohl kaum einlenken. Die syrische Opposition, die in der Türkei agiert hat, kaum Chancen auf einen Regimewechsel, auch wenn Asad keine Lösungen für die humanitären und wirtschaftlichen Fragen hat, scheint eine Ablösung von ihm unerreichbar. Auch aufgrund von Russlands Interessen in der Region und der Präsenz der Truppen ist ein Kippen der Kraftverhältnisse in den letzten Jahren nicht passiert und die verschiedenen Fronten kochen nicht über. Die Zahl der Toten sinkt seit dem Höhepunkt des Krieges 2014, dennoch sterben Tausende jedes Jahr. (3)

Fazit

Ein Ende der katastrophalen Lage für die Menschen in Syrien scheint aktuell nicht absehbar und die verschiedenen Konfliktparteien machen einen Frieden extrem unwahrscheinlich. Der Klimawandel destabilisiert die Region zusätzlich und auch wirtschaftlich kommt das Land nicht auf die Beine. Es muss weiter hingeschaut werden was in Syrien passiert und welche verheerenden Konsequenzen der Krieg auf das Leben der Zivilbevölkerung hat.

Und als Fazit besteht: In Syrien herrscht weder Frieden noch ist es in absehbarer Zukunft sicher dort zu leben.

(1) Zahl der Flüchtlinge – Antragszahlen 1991 – 2023

(2) Von der Protestbewegung zum Krieg in Syrien – ein Überblick

(3) Syrien: Die neuesten Entwicklungen im Bürgerkrieg


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Autor*in
Lennart Hensen

stellvertretender Vorsitzender

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