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02. November 2023

RECAP: Workshop mit Maurice Höffgen

Finanzpolitik wird oft nicht als ein Thema betrachtet, das die Menschen begeistert. Zahlen, Haushaltsfragen und steuerliche Regelungen sind für die meisten wie ein Puzzle ohne erkennbares Gesamtbild. Doch in den letzten Tagen wurde die Finanzpolitik für zumindest einige junge Menschen im Rhein-Erft-Kreis greifbarer, dank des Besuchs unseres besonderen Gastes Maurice Höfgen, der uns einen heißbegehrten Auftritt im vollen Saal der AWO Kerpen bescherte.

Maurice ist Autor und Ökonom, der mit seinen Thesen den oft liberalen wirtschaftlichen Mainstream in der Finanzpolitik aufwirbelt. Als Mitglied von Jung&Naiv, Kolumnist für die Berliner Zeitung und aktiver Kommentator auf Social-Media-Plattformen wie Twitter, YouTube und Instagram klärt Maurice Höfgen über Finanzprobleme und Skandale auf. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein so kluger und kritischer Zeitgeist auf die wissbegierigen Jusos Rhein-Erft-Kreis traf.

Nicht nur die Jusos zeigten Interesse an der Veranstaltung. Das Treffen lockte eine Vielzahl von Gästen aus ganz NRW an, die über Finanzpolitik und Wirtschaft mit Maurice diskutieren wollten. Bereits wenige Minuten nach dem offiziellen Einlass war der Saal rappelvoll.
Die Veranstaltung begann mit einer eindrucksvollen Präsentation von Maurice, in der er uns die Grundregeln der Finanzpolitik erläuterte. „Die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des anderen“ – ein simples Konzept, das Maurice geschickt und unterhaltsam vermittelte. Denn „Wer das versteht, weiß schon jetzt mehr von Finanzen als Christian Lindner“. Selten war das Thema Finanzen so humorvoll.

Von diesem simplen Grundsatz aus arbeiteten sich die Teilnehmenden immer weiter in die Welt der Finanzpolitik herein. Egal ob du ein Neuling oder bereits ein belesener Finanzkenner warst, Maurice Ökonomische Ansätze waren für jeden neu und schnell greifbar. In dem nur 45-minütigen Vortrag widerlegte er neoliberale Glaubenssätze und deckte die Sinnlosigkeit von Redeweisen wie „Das Geld der Steuerzahler“ auf, indem er ganz einfach darauf verwies, dass schließlich das ganze Geld vom Staat, nicht von den Reichen kommt. Jeder Schein, jeder Cent und jede Währung der Welt stammen letztendlich vom Staat. Nur die Ressourcen seien endlich, nicht das Geld! Man nehme sich Monopoly als Beispiel: Die Bank hat immer Geld und die Bank verteilt direkt zu Beginn des Spiels Geld an die Spieler*innen.

Höfgen deckte die Ungerechtigkeiten im deutschen Steuersystem konsequent auf, indem er den Teilnehmenden den „Steuer-Wal“ zeigte. Eine Grafik mit der prozentualen Steuerlast verdeutlichte eindrucksvoll, wie sich Vermögende oft ihrer gerechten Steuerzahlung entziehen und wie überraschend stark Geringverdienende prozentual durch die Mehrwertsteuer belastet werden.

Am Ende der Veranstaltung konnten die Anwesenden Maurice Fragen stellen. Ein lebhafter Austausch begann, der sich noch lange, nachdem Maurice gegangen war, fortsetzte. Themen wie die Verteilungsgerechtigkeit in der Finanzpolitik, die Rolle der Sprache in der Finanzdebatte und die Möglichkeiten einer nachhaltigen und gerechteren Steuerpolitik wurden intensiv debattiert.  Eine Lösung für all unsere Fragen hatten wir am Ende der Debatte zwar nicht, aber an diesem Vormittag kamen wir dem Ganzen näher.


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